Von Marathonläufern, Gazellen & Gummibärchenwürmern
ELASTIZITÄT VON FAZIEN IM AUSDAUERSPORT
Marathonläufer würden gerne so leicht und sprungkräftig laufen wie Gazellen.
Tun sie aber nicht. Warum ist das so?
Einige Forscher gehen davon aus, dass menschliche fasziale Strukturen tatsächlich die gleiche kinetische Speicherfähigkeit wie die von Gazellen haben. Beim Menschen wie bei der Gazelle können die Faszien in Vorbereitung auf einen Sprung oder Laufschritt wie ein gespanntes Gummiband viel Energie speichern. Beim Absprung passiert das gleiche wie beim Loslassen eines vorgespannten Gummibands: Die gespeicherte Energie wird frei und die Bewegung wird katapultartig unterstützt.
Was passiert nun beim Ausdauertraining?
Beispielsweise beim Radfahren oder Laufen wird ein und dasselbe Bewegungsmuster tausendfach wiederholt. Die Folge: Fasziale Strukturen verlieren ihre Elastizität. Sie werden durch die häufige Wiederholung ausgeleiert wie ein Gummibärchen-Wurm, an dem man zu oft und zu lange zieht. Der Gummibärchenwurm zieht sich dann weniger zusammen – der Katapulteffekt kann nicht mehr so gut genutzt werden. Im menschlichen Körper bedeutet das, dass eine Kontraktion weniger vom Fasziengewebe unterstützt wird – anstatt dessen muss der Muskel mehr arbeiten. Der Körper benötigt zusätzliche Energie, um die zusätzliche Muskelarbeit zu ermöglichen. Die Bewegungsausführung wir unökonomischer.
Wie können wir unsere Faszien Gazellen-fit machen?
Ausdauersportler bewegen sich viel. Aber häufig nicht wirklich vielfältig. Genau die vielseitige, multidirektionale Bewegung brauchen Faszien aber, um ihre Elastizität zu behalten.
Das Training könnte hier zum Beispiel folgende Elemente enthalten:
- Crosstraining im Allgemeinen (unterschiedliche Sportarten garantieren unterschiedliche Bewegungsausführungen)
- Laufen auf unterschiedlichem Untergrund, auf Treppen, rück- und seitwärts Laufen
- Plyometrisches Training (Schnellkraft-Training) – z.B. Sprünge mit kurzen Bodenkontaktzeiten
- Bewegungen in denen bewusst die Vorspannung erzeugt wird wie bei einer Steinschleuder (wie zum Teil beispielsweise im Kettle Belt Training)
Hand aufs Herz: Leichtfüßig wie eine Gazelle werden wir Zweibeiner wohl nie über die 42,195 km Marke springen. Und das liegt natürlich nicht nur am Elastizitätstraining unserer Faszien. Aber auch ein kleiner Zuwachs an Elastizität kann die Bewegungsausführung von Ausdauersportlern effizienter machen – und somit das Zünglein and der Waage sein, wenn es darum geht, die letzten Quäntchen Energie zu mobilisieren.